Mein erstes holländisches Stoffmarkt-Erlebnis hatte ich 2007 in Potsdam. Damals war alles recht überschaubar und außer mir gab es vielleicht 20-30 andere Interessierte – davon ein Bruchteil in meinem Alter (was sich 2007 in den frischen Mitte-Dreißiger bewegte). Der Rest waren ältere Damen, die sich vorrangig an den Spitzen- und Gardinenstoff-Ständen aufhielten.
In den Jahren danach zog es mich eigentlich nicht mehr so sehr dorthin. Erstens bezogen wir ja dann als Händler selber Stöffchen von den Herstellern und ich schwelgte fortan im 7. Stoffhimmel. Und zweitens fand ich die sonntäglichen Markt-Termine familientechnisch gesehen immer recht unpassend (ja gut – inzwischen mache ich auch schon mal sonntags die Buchhaltung – die Zeiten ändern sich halt ;).
Und heute nun war es dann mal wieder soweit. Keine Ahnung warum, aber ich schaute schon im Januar online nach, wann denn der Stoffmarkt wieder in Potsdam logiert. Im Februar standen dann die Termine fest und damit ich es nicht vergesse, gab es noch einen fetten Termin-Eintrag im Handy – ich werde ja schließlich auch nicht jünger. Nachdem die Nachtumsätze und Support-Anfragen heute früh abgearbeitet waren und ich den ersten Kaffee intus hatte, schwang ich mich um 10 Uhr bei Wind und Wetter (heute ist es echt bescheiden) frohgemut aufs Radel und war kurz vor halb elf am Lustgarten neben unserem neuen Stadtschloss. Ich wollte ganz clever sein und dachte mir, ich trudel schon mal ne halbe Stunde vorher ein. Schließlich beginnt der Verkauf erst ab 11 Uhr – überall hängen diese Hinweisschilder. Wahrscheinlich um nervige Anfragen von potenziellen Käufern im Vorfeld zu unterbinden. Naja, was mich erwartet hat, war ja eigentlich klar. Oft genug bin ich ja an anderen Stoff-Markt-Sonntagen mit dem Auto oder Fahrrad dran vorbeigefahren. Es war mega voll. Meine freudigen Erwartungen sanken auf den tiefsten Tiefpunkt. Trotzdem schloss ich mein Radel an – nach langer Suche fand ich ein Stück freies Geländer. Und dann ab ins Gedrängel. Zügig habe ich mich durch alle Gänge gedrückt – dank Fahrradkorb entging ich größeren Zusammenstößen. Überall sah und hörte man hektische Frauen, die sich schon einzelne Objekte ihrer Begierde gegriffen hatten und nur auf den Startschuss der Verkäufer warteten. Bis auf flatternde Stoffe am oberen Gestänge der einzelnen Stände war es mir nicht möglich, die Waren genauer anzuschauen. Zwischen Regenjacken, Wintermänteln und teilweise schon bunt genähten Frühlingsjäckchen konnte ich manchmal sogar einen Blick auf die Auslagen erhaschen. Da blitzte es dann oft in meinen Lieblingsfarben durch. Aber was soll´s. Ohne Ringrichter und fairen Spielregeln hätte ich es nie und nimmer heile bis an den Rand eines Marktstandes geschafft. Einzig an den Zubehörständen konnte ich zumindest einige Webbänder anschauen und auch schon mal anfassen. Doch was meine Finger da spürten, überzeugte mich überhaupt nicht. Total labbrig und die 1,90€ pro Meter sind wohl auch etwas übertrieben. Habe gerade mal bei Farbenmix die Preise verglichen und dort bekomme ich die gleichen Bänder in guter Qualität für 1,60€.
Ich bin ja nun ein Ossikind und kenne den Mangel, den es oft in der DDR gab. Auch das viele Anstehen, wenn es in der Jugendmode mal Jeans zu kaufen gab oder im Plattenladen eine LP von Michale Jackson und Madonna. Da habe auch ich lange und gerne angestanden. Aber muss man das denn heute noch? Ich möchte niemanden zu nahe treten - insbesondere nicht denen, für die der Stoffmarkt ein Highlight ist, aber ich verstehe es irgendwie nicht.
Das Fazit für mich - ich bleibe bei meinen Onlinebestellungen. Auch wenn man dort die Stöffchen und Bänder nicht anfassen kann, so weiß ich aber, bei welchen Händlern ich mit Qualität rechnen kann. Außerdem ist es viel entspannter und anfassen konnte ich ja heute auch kaum etwas.
Das Ende der Geschichte ist, dass hier zu Hause schon alle mit dem Frühstück durch sind, das Lieblingstöchterlein schon fleißig fürs Abi lernt, der Lieblingsmannmann schon im Atelier vorbildlich am Nähen ist und ich, nachdem ich meinen Magen allein füllen musste, mal schaue, was die Buchhaltung so macht. Ist heute eh kein Gartenwetter.
Liebe Grüße
Heike, die heute ja einen halben Roman geschrieben hat
PS. gekauft habe ich übrigens: NICHTS ;)
PPS. Bilder von heute
Haha, genau das ist mein Fazit. Außerdem müsste ich noch 35€ Sprit verfahren! Dann doch lieber online! ;)
AntwortenLöschenDu hast Recht. Investierst Du die 35€ lieber in ein paar Stöffchen mehr ;)
LöschenLG Heike
Liebe Heike,
AntwortenLöschenbesser hätte man es echt nicht formulieren können! du sprichst mir aus der Seele. Sooo ist es!
Hab trotzdem einen schönen Sonntag!
GLG Gudrun
Vielen Dank liebe Gudrun! Und ja, den Sonntag lass ich mich dadurch natürlich nicht vermiesen. Es gibt bei weitem Wichtigeres ;)
LöschenLiebe Grüße Heike
Genau, ich hab einen einzigen hier in Dresden mitgemacht. Muß ich nicht mehr haben. Wie sich die Bilder gleichen. Ich hoffe auch bald mal wieder in Potsdam zu sein, klappt bestimmt, schließlich haben wir liebe Verwandte dort.
AntwortenLöschenLG Silvi
Na Dresden ist ja quasi nur ein Autobahn-Katzensprung von Potsdam entfernt ;)
LöschenLG Heike
Für mich war das auch nichts. Ich war auch immer total überfordert mit dem Angebot der Stoffe. Ausserdem finde ich muss man die Preise kennen, sonst wird man noch ganz schön übers Ohr gehauen. Mittlerweile meide ich Stoffmärkte und kaufe lieber in meinem eigenen Laden :-) Liebe Grüße Nici
AntwortenLöschenDas ist natürlich am bequemsten. Mach ich ja sonst auch. Aber ich wollte halt schauen, was es so Neues gibt. Auch Viskosekleider-Stoff hätte mich sehr interessiert. Man kann ja nicht alles im eigenen Lager vorrätig haben :)
LöschenAber alles halb so schlimm. Irgendwann kaufen wir alle nur noch online. Da kann man die Stöffchen dann virtuell erfühlen.
LG Heike
da war ja richtig was los. Ich war heute auch auf einem Stoffmarkt aber in einem kleinen Städtchen am Rhein. Da hat man es zum Glück bis zu den Stoffen geschafft.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Irmgard
Da hattest Du ja echt Glück und ich hoffe, Du konntest einiges kaufen.
LöschenLiebe Grüße Heike
Ich hab mich auf meinem letzten Besuch auch echt geärgert. Einige Stoffe werden auch so überteuert verkauft und eine Coupons auf die alle so wild sind, sind auch richtige Abzocken. Nein danke.
AntwortenLöschenIch bleibe auch lieber bei meinen Lieblings Onlineshops bei denen ich weiß, dass ich auch ohne Fühlen tolle Qualität erwarten kann.
Liebe Grüße
Marika
Bin ja echt froh, dass ich nicht die einzige bin, die das so empfindet. Zum Glück gibt es ja Internet :)
LöschenLG Heike
Liebe Heike,
AntwortenLöschenmeine Güte, da war ja mächtig was los, dass du da keine Lust hattest, das glaube ich dir sofort. Das ist ja noch schlimmer als zu DDR-Zeiten (ich bin ja auch ein Ossikind).
Ganz liebe Grüße
Janine
och schööön. Bin richtig froh, dass die "Ossikinder" auch immer mehr in der Nähwelt vertreten sind :)
LöschenLiebe Grüße Heike
Diese Stoffmärkte sind für mich mittlerweile auch gestorben. Als Hobbynäherin für Erwachsenenkleider ist das Angebot total mau. Wenn ich etwas gefunden habe, dann ist es entweder völlig überteuert oder einfach nur billig. Und selbst bei den Kurzwaren wird überwiegend Ramsch vertickt. Mag sein, dass die Reißverschlüsse zwei Euro billiger sind, aber dafür funktionieren sie auch nur einmal. So oder so ähnlich sind meine Erfahrungen. Dann gehe ich lieber in ein Fachgeschäft und bin zufrieden mit dem, was ich kaufe. Ohne einen Regenschirm im Rücken oder einen spitzen Absatz auf dem Schuh zu haben.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Sandra
Recht hast hast Du, liebe Sandra. Ich fand es ja schon schwierig Viskosestoff für Sommerkleider online zu finden. Auf dem Stoffmarkt konnte ich davon leider gar nichts sehen. Aber ich hab ja eh nicht viel gesehen.
LöschenLiebe Grüße Heike
Gleiches Bild in Hamburg und ich war ziemlich desillusioniert - besonders von den anderen Näherinnen, die sich gegenseitig die Butter auf dem Brot.. äh.. den Jersey in der Hand nicht gönnten. Schade.
AntwortenLöschenLiebes beswingtes Fräulein,
Löschenes freut mich sehr, dass Du den Weg in meinen Blog gefunden hast. Bin ich doch schon so lange eine treue heimliche Leserin von Deinem Blog. Ich geh mal gleich was zu Deinem Blusenprojekt schreiben. Die will ich nämlich auch nähen.
Liebe Grüße Heike
Manchmal ist es vielleicht doch von Vorteil, am "Ende der Welt" (zumindest der deutschen Welt) zu wohnen. Beim Stoffmarkt in Flensburg war es vorletzte Woche ziemlich entspannt. :-)
AntwortenLöschenLG,
Ines
Hallo,
AntwortenLöschenIst zwar schon älter der Post aber ich bin auch ein Ossikind :-)
Ich war auch einmal auf dem Stoffmarkt der aber auch einiges weg ist von hier. Die preise sind dnicht so viel günstiger das es sich lohnt. Und meist kaufe ich nun auch lieber online.
LG Elisabeth
Hallo,
AntwortenLöschenbei uns ist es inzwischen so, dass man ne Stunde vor Beginn da sein sollte um in Ruhe shoppen zu können. Die letzten Male bin ich mit vollen Taschen vor dem offiziellen Start des Stoffmarktes schon wieder weg gewesen. Die Preise muss man allerdings kennen..
GLG Nomilinchen